"Wie kaum eine andere Band", so die Musikzeitschrift 'ME/ Sounds', "verkörpert 'Supertramp' die Rockmusik der siebziger Jahre. Eine Musik ohne revolutionäre Neuerungen, dafür aber mit einer akribischen Liebe zum kleinsten Sound-Detail. Keine Welle konnte Supertramp aus der Bahn werfen, und auch heute noch verkaufen sich ihre Platten millionenfach, obwohl sich der typische Supertramp-Sound seit knapp zehn Jahren kaum verändert hat". In diesen Wochen nun (Sommer 1983) findet eine große Deutschland-Tournee statt (die letzte in alter Besetzung, denn Ende '83 wird einer der beiden Köpfe von 'Supertramp', Roger Hodgson, die Band verlassen, um als Solist weiterzumachen). Diese nahmen wir zum Anlaß, um uns ein wenig mit dieser Gruppe und den in ihren Texten aufgeworfenen Fragen auseinanderzusetzen. Nach der Kulturrevolte der sechziger Jahre, die sich auch in der impulsiven, direkten, nach heutigen Maßstäben oft ungehobelten Musik jener Zeit widerspiegelt, brachten nach ihrem Scheitern die siebziger Jahre einen verstärkten Trend zu Hohlformen in der Musik, zu schillernder Hautkosmetik, hinter der kein Herz mehr schlägt. Kontrollierte kühle Virtuosität auf höchstem Niveau: Das war in den siebziger Jahren die Essenz einer Band wie Supertramp. Elegische, melodramatische Klänge, die 'Supertramp' ebenso wie 'Yes' oder 'Roxy Music' perfekt inszenierte, illustrierten ein wichtiges Stück Zeitstimmung: Flucht in die Innerlichkeit, wehmütiger Rückzug nach der gescheiterten Revolte, narzißtisch zur Schau gestellte Gefühle. Ein Beispiel für diese Flucht ist 'Downstream' auf der LP 'Even in the quietest moments': "Ich nahm mir ein Boot am Sonntag, drunten am Meer / Es war so ein schönes Gefühl, du und ich / Wir hatten kein Problem und keine Sorgen / Und alles um uns her war Schweigen, überall /.../ Ein einsames Leben hinter mir / 0 wie du mich verändert hast / Darum werden wir hier unten am Meer bleiben / Ich bin durch eine Menge von Veränderungen gegangen / Habe eine Menge Seiten umgeblättert / Als ich mir am Sonntag ein Boot nahm". Eine derartige Sehnsucht nach dem kleinen Glück ist sehr verständlich, denn viele von uns befinden sich in einer ähnlichen Situation: Vielfach getäuscht und enttäuscht von grandiosen politischen und gesellschaftlichen Theorien, die nicht ein Zehntel von dem hielten, was sie versprachen, suchen wir wenigstens ein bißchen Erfüllung im privaten, innerlichen Bereich: "Zu schrecklich - das Feuer wird kälter / Zu schön - daran zu denken, daß man älter wird / Du suchst nach jemand, der dir eine Antwort geben könnte / Aber was du siehst, ist nur Illusion / Du bist von Verwirrung umgeben / Du sagst, das Leben fängt an, dich zu betrügen / Die Freunde legen es darauf an, dich zu unterdrücken / Klammere dich an das, was irgend du noch zusammenraffen kannst / . . . " ('Hide in your shell' auf der LP 'Crime of the century'). Schon der Titel dieses Liedes, 'Versteck dich in deiner Schale', ist programmatisch.
Dieser Fluchtgedanke wird von 'Supertramp' schon seit ihren frühen Jahren zelebriert ('Crime of the Century' entstand 1974, 'Even in the quietest moments' 1977) und zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Werk bis hin zur bislang letzten Platte 'Famous last words' (1982). Als Beispiel davon einige Zeilen aus 'Put an your old brown shoes': "Du und ich, wir sind hilflos, siehst du's nicht? / Wir müssen weg hier, weg hier / Müssen weiterreisen, den nächsten Zug nehmen / Und wir werden weg sein / Und den Rest unseres Lebens werden wir frei sein". Ja, wenn das so einfach wäre mit der Freiheit - "einfach davonlaufen, und alles ist klar"! Ich habe diese Hippie-Philosophie selbst ausprobiert, als ich Anfang der siebziger Jahre in den USA und Mexiko als Gammler lebte. Aber aus eigener bitterer Erfahrung weiß ich, daß man den äußeren Zwängen von Schule und Beruf vielleicht für eine Zeit entfliehen kann, aber die Ketten des eigenen Ich sind dabei noch lange nicht gebrochen. Denn der Egoismus IN uns und was damit zusammenhängt, ist ein grausamerer Sklavenhalter als die verschiedenen gesellschaftlichen Zwänge UM uns. Die Flucht vor der Enttäuschung durch politische, philosophische und musikalische Pseudo-Messiasse ist letztlich oft nur ein blindes Rennen von einer Illusion in eine andere. Auf 'Waiting so long' kommt das ganz gut heraus:
Waiting so long
Did you get all you want? Did you see the whole show?
So where's all the fun That we used to know? As the memories fade Way out of view
I'd love those old days To come back to you I've been waiting so long I'm not feeling so strong
Did you say what you mean? Did you mean what you say? About this new scene
Is it really the way?
But the blindness goes on You say it's not so
But what do you know?
Ain't nothing new, it's just the same old thing You've got me singing those old blues again
Angry music, words of fire Painted faces filled with rage Even then they sound so tired I must be set in my old ways If this world is unimpressive
It's been that way for quite a while I don't need no heavy message
Just turn me on and make me smile
Yes I've been waiting for such a long time Just for something to ring true
Now I'd rather taste the old wine
Than mess around with something new
And the blindness goes on the blindness goes on
Ich warte schon so lange
Hast du alles bekommen, was du wolltest?
Hast du die ganze Show gesehen? Aber wo ist dann der Spaß,
Den wir früher gekannt haben? Während die Erinnerungen verblassen Und am Horizont verschwinden, Wünschte ich mir, diese alten Tage Würden zu dir zurückkommen.
Ich warte schon so lange,
Ich fühle mich nicht so stark. Hast du gesagt, was du meinst? Meinst du, was du sagst?
Was diese neue Szene betrifft, Ist das wirklich der Weg? Aber die Blindheit hält an, Die Blindheit hält an.
Du sagst, es ist nicht so, Aber was weißt du schon?
Es gibt nichts Neues, es ist einfach dieselbe alte Story Und ich muß wieder diese alten Trauerlieder singen.
Zornige Musik, Worte von Feuer,
Bemalte Gesichter voller Wut,
Aber selbst dann klingen sie so müde.
Ich muß mich auf meine früheren Wege begeben Wenn diese Welt nicht gerade eindrucksvoll ist, Dann ist sie das schon eine ganze Zeit.
Ich brauche keine umwerfende Botschaft,
Bring mich einfach in Stimmung und laß mich lächeln.
Ja, ich warte schon so lange Zeit
Einfach auf etwas, das wahrhaftig klingt.
Jetzt werde ich lieber den alten Wein probieren, Als mich mit etwas Neuem herumzuärgern.
Und die Blindheit hält an, Die Blindheit hält an.
Obwohl man sich wieder am "alten Wein" berauscht, bleibt die subjektive Freude doch objektive Illusion, denn "die Blindheit hält an". Die Fragen in 'Waiting so long' sind sehr bezeichnend: "Hast du alles bekommen, was du wolltest? War das wirklich schon die ganze Show?" Diese Fragen hast du dir und ich mir schon oft gestellt - oder? Soll d a s das Leben sein? Arbeiten um Geld zu verdienen um Essen zu kaufen um Kraft zu bekommen um zu arbeiten um Geld zu verdienen um Essen zu kaufen um Kraft zu bekommen um in der Tretmühle zu bleiben bis zum Ende unseres Lebens? Und das soll dann alles gewesen sein? "Ich warte schon so lange". Wie lange wartest du schon - auf irgendeinen entscheidenden Durchbruch, auf den Augenblick, wo du mal ganz groß rauskommst, auf den Zeitpunkt, wo sich das Glück an deiner Türschwelle niederlegt und nie mehr fortgeht? Wie lange sitzt du schon "im Wartesaal zum großen Glück", wie es in einem alten Schlager heißt, und wirst von einer Enttäuschung zur anderen älter und grauer und zermürbter: "Ich fühle mich nicht so stark". Allmählich werden deine Worte und die der anderen zu Leerformeln, Schein und Sein decken sich schon lange nicht mehr: "Hast du gesagt, was du meinst? Meinst du, was du sagst?". Und dann gibt es ein letztes Aufbäumen in der Punk-und 'alternativen' Anarcho-Szene: "Zornige Musik, Worte von Feuer, bemalte Gesichter voller Wut". Aber - "diese neue Szene, ist das wirklich der Weg?" Denn unter der Oberfläche des Hasses und der Aggression ist die tief zugrundeliegende Kraftlosigkeit und Verzweiflung zu spüren: "Selbst dann klingen sie so müde". Und "die Blindheit hält an" und bleibt bestehen, auch wenn wir sie immer wieder wegdiskutieren wollen: "Du sagst, es ist nicht so, aber was weißt du schon?". Kein Wunder, daß wir uns alle danach sehnen, daß wir schon so lange darauf warten, endlich etwas zu hören, "das wahrhaftig klingt". Die "neue Szene", die "neue Story", die neuen Heilsbotschaften haben uns am Ende unbefriedigt, enttäuscht und fast ausgebrannt gelassen. Resignierend versuchen wir, zu retten, was zu retten ist: "Bring mich einfach in Stimmung und laß mich lächeln". Wir ziehen uns in unser Schneckenhaus zurück, kramen in Jugenderinnerungen, versuchen das wiederzubeleben, was uns damals Spaß gemacht hat, tasten im Keller unseres Gedächtnisses nach dem "alten Wein", der uns wenigstens ein bißchen über die graue eintönige Gegenwart hinwegtrösten soll. Aber letztlich bleibt es ein Herumdoktern an Symptomen. An die Wurzel kommen wir nicht heran, und es bleibt dabei: "Und die Blindheit
hält an, die Blindheit hält an". In ähnlicher Weise kennzeichnete jemand, der wirklich den Finger am Puls des Lebens hatte, die Situation seiner Zeitgenossen vor über zweieinhalbtausend Jahren: "Wir warten auf Licht, und siehe, Finsternis; auf Helle, aber in dichtem Dunkel wandeln wir. Wie Blinde tappen wir an der Wand herum, und wir tappen herum wie solche, die keine Augen haben; wir stolpern am Mittag wie in der Dämmerung. Wir sind unter Gesunden den Toten gleich" (Jes. 59,9.10). Nun ließ es der Prophet Jesaja aber nicht bei einer bloßen Beschreibung der Symptome bewenden, sondern er geht zurück zur Wurzel: "Denn viele sind unserer Gewalttaten vor Dir, und unsere Sünden zeugen gegen uns; denn unserer Gewalttaten sind wir uns bewußt, und unsere Missetaten, die kennen wir: Abfallen von dem Herrn und Ihn verleugnen und zurückweichen von unserem Gott, reden von Bedrückung und Abfall, Lügenworte in sich aufnehmen und sie aus dem Herzen sprechen" (59,12.13). Es geht nicht darum, mit dem Finger auf andere zu zeigen, sondern die Quelle der Blindheit und Ungerechtigkeit in unserem eigenen Herzen zu suchen, was uns naturgemäß ziemlich schwer fällt. Andeutungen in dieser Richtung werden auch von 'Supertramp' gemacht. In 'Crazy' (auf 'Famous last words') heißt es: "Denn es scheint nämlich, daß die Situation ernst wird / Richtig, wenn du gewinnst, falsch, wenn du verlierst / Nun, es ist etwas nicht in Ordnung, aber nichts wird getan / Es ist sinnlos, auf einen Platz an der Sonne zu warten / Denn etwas ist zur Zeit nicht in Ordnung / Kann mit mir etwas nicht in Ordnung sein? / 0 Bruder, warum muß es so verrückt sein / . . . / 0, etwas ist mit m i r nicht in Ordnung / 0 Bruder, warum muß es so verrückt sein". Solange wir um uns herum Rundschläge ausführen, werden wir dadurch noch nicht geheilt, und wenn wir falsche Führer und Vorbilder als blinde Verführer entlarven, werden wir davon noch lange nicht selbst sehend. Zuallererst müssen wir uns selbst demaskieren. Denn du und ich, wir ganz persönlich, stecken hinter dem Bösen in der Welt, das wir so gerne anprangern:
"Jetzt planen sie das Verbrechen des Jahrhunderts, Nun, was wird es sein?
Lest alles über ihre Pläne und Machenschaften, Es lohnt sich wirklich. So kommt her und seht,
Wie sie das Universum vergewaltigen,
Wie sie vom Schlechten zum Schlimmeren fortschreiten. Wer sind diese Männer voller Lust, Gier und Ehrsucht? Reißen wir ihnen die Masken ab, wir wollen es sehen!
Aber - das ist nicht wahr - o nein, was ist los? D u bist es, und ich bin es.
Das darf nicht wahr sein!!" ('Crime of the century')
"Das darf nicht wahr sein!". So reagieren wir oft, wenn uns jemand die Maske vom Gesicht nehmen will, wenn uns jemand die Diagnose stellt: "Krank vom Scheitel bis zur Sohle". Aber wir können auf verschiedene Weise darauf reagieren: Entweder wir schlagen uns weiter mit schmerzdämpfenden Drogen durchs Leben, wobei die Krankheit unter der Oberfläche weiterfrißt und uns allmählich aushöhlt. Oder wir unterziehen uns einer zwar schmerzlichen, aber gründlichen Operation, die den Krankheitsherd in uns ein für allemal entfernt. Jeder von uns hat die Wahl. Der schon vorher erwähnte Jesaja spricht auch von einem Arzt, der kommen würde, um Heilung zu bringen: "Der Herr hat mich gesandt, um zu verbinden die zerbrochenen Herzens sind, Freiheit auszurufen den Gefangenen, und Öffnung des Kerkers den Gebundenen" (61,1). Dieser Arzt ist Jesus Christus, der Sohn Gottes, der am Kreuz für uns gestorben ist, um uns von Sünde und Tod zu erretten. Das ist kein theoretisches Gerede, denn wir selbst haben er f ahr en und können persönlich bezeugen, wie Er uns aus Blindheit und Egoismus herausgeführt und uns neues, überströmendes Leben gegeben hat. Früher lebten wir "in Nichtigkeit unseres Sinnes, verfinstert am Verstand, entfremdet dem Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die in uns war, wegen der Verstockung unserer Herzen; und da wir abgestumpft waren, haben wir uns selbst der Ausschweifung hingegeben, im Ausüben jeder Unreinigkeit mit Gier" (Eph. 4,18.19). "Denn einst waren auch wir unverständig, ungehorsam, gingen in die Irre, dienten mancherlei Begierden und Lüsten, führten unser Leben in Bosheit und Neid, verhaßt, einander hassend. Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, da errettete Er uns" ("1- it.' 3,3.4). Das ist keine neue "heavy message", die wir dir überstülpen wollen. Das sind die Worte Jesu Christi, des Sohnes Gottes Selbst, der Sein Leben am Kreuz hingegeben hat, damit du und ich, die wir blind und tot waren, ewiges Leben haben können.
Und diese unsere persönliche Erfahrung können wir einfach nicht für uns selbst behalten, sondern möchten sie dir gerne weitererzählen. Und noch eine herzliche Bitte (das soll bestimmt keine Drohung sein): Denk bitte gut über diese Dinge nach. Es geht um deine Seele. Es geht darum, wo du die Ewigkeit verbringen wirst. Eines Tages werden alle Menschen vor Gott erscheinen müssen. Und dann werden die, die sich von Christus haben heilen lassen, in alle Ewigkeit bei Ihm sein. Die Ihn aber in diesem Leben abgelehnt haben, werden in die Verdammnis gehen müssen, wo sie in ewiger Nacht und in ewiger Qual die Früchte ihrer Blindheit und Ungerechtigkeit ernten werden. Darum triff deine Entscheidung, ehe es zu spät ist, bitte!!
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