Zeitschrift: 41 (zur Zeitschrift) Titel: Die Versuchung, Steine in Brot zu verwandeln Typ: Artikel Autor: D./W. Armbrust/Nitsche Autor (Anmerkung): online gelesen: 1612 |
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Die Versuchung, Steine in Brot zu verwandeln |
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Freiheit, Selbständigkeit, finanzielle Unabhängigkeit ... Schlagworte, die ganz bestimmte Saiten im menschlichen Herzen zum Klingen bringen: Vor mehr als einem Jahr berührte ein christlicher Glaubensbruder auch bei mir diese Saiten. Er erzählte mir von einem sehr lukrativen Geschäft. Geschäft? Jawohl, und zwar angeblich ein «lupenreines», mit erstklassigen Produkten: umweltfreundlich, sparsam, qualitativ hochstehend. Zuerst war ich sehr mißtrauisch. Aber die Begeisterung des Glaubensbruders steckte mich an. Ich interessierte mich für das «Geschäft des Lebens» und hörte von «Amway». Amway ist eine Verkaufsorganisation, die Leute dazu motiviert, ihre (Amways) Produkte zu vertreiben - auf eigene Rechnung und Verantwortung. Das Besondere daran ist die prozentuale Beteiligung auch am Umsatz der Amway-Verkäufer («Berater» genannt), die man für die Verkaufsorganisation gewonnen («gesponsert») hat. Je mehr Menschen man zu «Amway-Verkäufern» macht, desto mehr Geld fließt automatisch in die eigene Tasche. Ist das nicht eine begehrenswerte Sache?! Eine wirklich große Versuchung?! Wie könnte ich, als Christ, dieses Geld doch fruchtbringend anlegen! Wie dadurch doch anderen Leuten helfen! «Wohl dem Menschen, der Weisheit findet, dem Menschen, der Verstand bekommt! Denn ihr Erwerb ist besser als Gelderwerb, und ihr Gewinn geht über feines Gold.» (Spr. 3,13 + 14) 1. Die Lust, reich zu werden Mein eigentlicher Beweggrund, um ins AmwayGeschäft einzusteigen, wurde mir schnell klar. Mein Motiv war ja nicht der gefällige Verkauf von Waschmitteln und Schmuck oder die Verbreitung umweltfreundlicher Reinigungsmittel, sondern mein Motiv zur Amway-Arbeit war letztlich der Wunsch, reich zu werden. Mehr oder weniger mühsam, viel Geld zu verdienen. Finanziell besser gestellt zu sein als bisher. Dabei hatte ich Folgendes zu bedenken: Ein anderes Gotteswort verdeutlicht das ganze noch besser: Dieses Wort besagt: Wenn wir das haben, was wir zum Leben brauchen, sollen wir zufrieden sein. Dann haben wir keinen Grund zur Klage. Wenn wir auf Reichtum ausgerichtet sind, erwerben wir etwas anderes als wir meinen: nicht Glück sondern Sünde. Denn unser Blick auf Gott kommt dabei unweigerlich ins Wanken. Die Sucht nach Geld, die Gier nach mehr materiellen Gütern ist eine innere Triebkraft, die letztlich immer zu weiterer Sünde anstachelt. Regiert das Trachten nach Geld unser Herz, so kann uns der Geist Gottes nicht mehr regieren. Wer ins Amway-Geschäft einsteigt, der hat meist schon einen Beruf, der hat genug für seinen Lebensunterhalt. Er gibt daher seine Freizeit her (die wir besonders für Gottes Reich verwenden sollten) um mehr zu haben, um mehr zu sein. Dazu eine Dokumentation aus Amway-Kreisen: «... denn die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit!» (1. Joh. 2,17) (Luk. 12,15) «Machet euch Beutel, die nicht veralten, einen Schatz, der nicht ausgeht, im Himmel, wo kein Dieb hinkommt und keine Motte ihr Zerstörungswerk treibt. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein!» (Luk. 12,33 + 34) 2. Die Lust auf ein angenehmes, bevorzugtes Leben Sind diese Verlockungen es wert, ihnen nachzugeben? «Er wollte lieber mit dem Volke Gottes Ungemach leiden, als zeitliche Ergötzung der Sünde haben, da er die Schmach Christi für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens...» (Hebr. 11,25) «Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, kraft der Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber darbringet als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: das sei euer vernünftiger Gottesdienst! Und passet euch nicht diesem Weltlauf an, sondern verändert euer Wesen durch die Erneuerung eures Sinnes, um prüfen zu können, was der Wille Gottes sei, der gute und wohlgefällige und vollkommene.» (Röm. 12,1 + 2) «Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen.» (Röm. 12,16) Eine ernstzunehmende Mahnung für uns alle, auch für Amway-Berater! «Prüfet also, was dem Herrn wohlgefällig sei! Und habt keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, decket sie vielmehr auf; denn was heimlich von ihnen geschieht, ist schändlich auch nur zu sagen.» (Eph. 5,10-12) «Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, welche sind: ... Ehrgeiz ... Gelage und dergleichen...» (Gal. 5,19ff) «... wisset ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer immer der Welt Freund sein will, macht sich zum Feinde Gottes!» (Jak. 4,4)
3. Die Lust auf die eigene Kraft
«Was der menschliche Geist erfassen und glauben kann, das kann er auch erreichen!»4 (1. Mose 3,5)
Eine verbreitete Empfehlung aus Amway-Kreisen fördert diesen Irrglauben:
Hier muß ein Christ aufhorchen! Hier wird tatsächlich der heilige Gott vor den eigenen Karren gespannt! Und in welcher Weise! Ein bekannter christlicher Evangelist und erfolgreicher Amway-Berater scheut sich nicht davor, vielen Interessierten das Buch von Norman Vincent Peale «Die Kraft positiven Denkens» zu geben! Nun, in seinem Buch entlarvt sich Peale selbst! Dazu schreibt John Stott: «Seine grundlegende Überzeugung ist die Kraft der menschlichen Vernunft... Peale entwickelt die Idee vom positiven Denken, die er dann fälschlicherweise mit Glauben gleichsetzte. Wie sieht der <Glaube> bei Peale aus? Das erste Kapitel in <Die Kraft positiven Denkens> ist bezeichnenderweise: Glaube an dich selbst. ... Wenn die Bibel vom <Schild des Glaubens> spricht, fährt Peale fort, dann meint sie damit eine <Technik für geistliche Kraft>. Es geht nämlich um <Glauben, positives Denken, Glauben an Gott, Glauben an andere Menschen, Glauben an dich selbst, Glauben an das Leben. Das ist im wesentlichen die Technik, die hier gelehrt wird.> Peale ... erklärt: <Nach deinem Glauben an dich selbst, an deine Arbeit, nach deinem Glauben an Gott wird euch gegeben werden - mehr nicht.> Diese Zitate mögen genügen, um aufzuzeigen, daß Peale offensichtlich keinen Unterschied zwischen Glauben an Gott und Glauben an sich selbst kennt. Ja, es scheint ihm überhaupt nicht um das Objekt des Glaubens zu gehen. Er schlägt nämlich vor, daß man jeden Morgen nach dem Aufstehen dreimal sagen soll <ich glaube>, sagt aber nicht, an was wir da so zuversichtlich unseren Glauben bekennen sollen. Die letzten Worte seines Buches sind schlicht: <So glaube und lebe erfolgreich.> Glaube was? Glaube wem? Für Peale ist Glaube nur ein anderes Wort für Selbstvertrauen, für einen weithin unbegründeten Optimismus. Ich befürchte, daß es sich bei diesem positiven Denken letzten Endes doch nur um ein anderes Wort für Wunschdenken handelt.»,
Die Früchte solcher frommen Verführung bleiben nicht aus: Amway als religiöses Konzept
«Wir haben uns diesem Geschäft mit Leidenschaft verschrieben... »8
«Wir lernten, an uns selber zu glauben - Voraussetzung, um jedes Ziel zu erreichen ... Heute können wir uns beide ein Leben ohne Amway nicht mehr vorstellen. Wir genießen es ... Dieses Wissen und den Glauben an das eigene Können geben wir voll Überzeugung an unsere Geschäftspartner weiter ... Wir haben durch Amway eine so grundlegende und positive Veränderung unseres Lebens erfahren... »9 So lauten «Zeugnisse» von Amway-Verkäufern. Und auf einer Amway-Tagung in Essen (1981): «Wessen Ehe wurde durch Amway besser?» Welch ein Geist steckt wohl hinter solchen «Erfahrungen»?! Amway-Berater werden aufgefordert, ihrem Sponsor restlos zu vertrauen, d.h. an ihn zu glauben... 1.Sponsern Vielleicht meinst Du, lieber Glaubensbruder oder liebe Glaubensschwester, der Du Dich ebenfalls zur Amway-Verkaufsorganisation zählst, Du könntest Dich vom bisher Aufgezeigten unbefleckt halten. Doch täusche Dich nicht! Du beteiligst Dich nämlich automatisch an der Amway-Mission, indem Du andere Leute «sponserst» (als Amway-Berater wirbst). Auch wenn Du meinst, Du könntest in diesem Geschäft «gerade» stehen: Du ziehst doch viele Leute mit hinein, von denen etliche der materialistischen Versuchung völlig erliegen. Jedem Amway-Berater, den Du «sponserst», vermittelst Du automatisch das Amagram-Heft der Amway-Organisation mit der bereits zitierten Botschaft! Du setzt «Deine» angeworbenen Freunde, Bekannten, Verwandten oder Fremde also bewußt diesen Versuchungen aus! - ob Du es willst oder nicht; und das kann nicht der Wille Gottes sein! Ist darüberhinaus die Methode des «Sponserns» nicht darauf angelegt, daß man seine Freunde, Bekannten und andere Mitmenschen als Mittel zum Zweck der höheren Prozente sieht? Wie heuchlerisch kann dabei das Verhältnis zu den Mitmenschen werden! Wie oft wird einer davon abgestoßen, weil er merkt, jener Mensch hat kein Interesse an mir, sondern an meiner eventeuellen gewinnbringenden Teilnahme an Amway. «Verdienen kann man vor allem dadurch, daß man andere zum Mitmachen animiert... Vielleicht hat er allerdings tatsächlich mehr Zeit für seine Familie, weil Freunde und Bekannte ihn meiden, da sie befürchten, von ihm zu einem Kauf überredet zu werden.»10 Mit welchen Taktiken soll man sponsern? «Neugierde wecken... <Hans - alter Freund - ich habe da etwas gefunden, womit du und ich vielleicht etwas Geld verdienen können.> <Was ist es?> <Ich werde es dir irgendwann erzählen, aber jetzt muß ich mich beeilen ... Wiedersehen>!» « <Du Helga, Peter und ich wollen im nächsten Winter nach Teneriffa fahren. Wir wollten dich und Hans fragen, ob ihr mit uns kommen wollt?> <Oh, das können wir uns nicht leisten.> <Wir haben etwas entdeckt, das uns beiden helfen wird das Geld für die Reise zu verdienen ... ich muß jetzt gehen, aber ich werde später noch einmal mit dir darüber sprechen. Denk darüber nach. Tschüß!>» «Beraterschaftsverlängerung erfolgt vor dem und bis zum 31. Dezember durch Einreichung des Verlängerungsantrages und Aufrechterhaltung der Subskription für die Amagram Publikation.
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Quellenangaben |
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1 «Neun Schritte zum Erfolg», S. 3 2 Amagram, Mai 1982, S. 22 3 ebd. S. 23 4 «Neun Schritte zum Erfolg», S. 12 5 ebd. 6 R. Schuler in: «Neun Schritte zum Erfolg», S. 2 7 John Stott: «Es kommt auf den Verstand an», S. 36 + 37 8 Amagram, Febr. 1982, S. 2 9 Amagram, April 1982, S. 2 10 Bericht des «Schweizerischen Beobachters» 11 «Neun Schritte zum Erfolg», S. 4 + 5 12 Amagram, Mai 1982, S. 19 13 ebd., S. 17 14 Amagram, Febr. 1982, S. 10 + 11 |